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Wie Frank Underwood strukturelle Probleme in Kanzleien benennen würde.

Man sagt, Kanzleien seien wie Schlachtschiffe – schwerfällig, träge, gebaut für eine andere Zeit. Das mag stimmen. Doch ich ziehe ein anderes Bild vor: Kanzleien sind Opernhäuser. Grandios in ihrer Architektur, stolz auf ihre Vergangenheit, voller Charaktere, die sich für Hauptdarsteller halten – aber geführt von Bürokraten, die nicht wissen, wie man eine Aufführung inszeniert.

Lassen Sie mich Ihnen ein Geheimnis verraten: Management ist nicht Verwaltung. Management ist Macht. Und wo Macht in falschen Händen liegt, da entsteht nicht Exzellenz, sondern Stagnation.

Das Dilemma der Konsensfalle: Entscheidungen ohne Entscheidungskraft

Kanzleien lieben Konsens. Entscheidungen sollen „getragen“ werden, Partnerschaftsbeschlüsse „breit abgestimmt“. Doch in Wahrheit ist Konsens der teuerste Luxus, den sich eine Kanzlei leisten kann.

  • Wenn jeder gehört werden muss, kommt keiner voran.
  • Wenn jeder mitbestimmen darf, bestimmt am Ende keiner.
  • Wenn jede strategische Frage in Committees verdunstet, dann wird die einzige echte Entscheidung der Status quo sein.

Kanzleien scheitern nicht an der Konkurrenz – sie scheitern an ihrem eigenen Zögern.

Die toxische Hierarchie: Wer führt hier eigentlich?

Ein Managing Partner, der keine Macht hat. Ein Executive Committee, das mehr diskutiert als entscheidet. Praxisgruppenleiter, die sich selbst als Ministerpräsidenten ihres kleinen Staates sehen, aber keine Armee haben.

Die Struktur ist feudal, die Macht verteilt, aber die Verantwortung? Die trägt am Ende niemand.

Die Folge:

  • Profitabilitätsprobleme werden wegerklärt, nicht gelöst.
  • Talente verlassen die Kanzlei, weil niemand mit Klarheit führt.
  • Marktchancen ziehen vorbei, während man sich in Partnerversammlungen selbst verwaltet.

Manchmal muss ein König die Krone an sich reißen, wenn das Parlament die Zukunft verspielt.

Die Illusion der Mandantenorientierung: Zwischen Hochglanz und Realität

Jede Kanzlei predigt, dass der Mandant im Mittelpunkt steht. Aber seien wir ehrlich: Die meisten stehen sich selbst im Weg.

  • Pricing-Strategien, die sich nicht nach dem Wert für den Mandanten, sondern nach internen Abrechnungsmodellen richten.
  • Business Development, das als Last gesehen wird, nicht als Wachstumschance.
  • Associates, die man mit „Top-Ausbildung“ anlockt – nur um sie in ineffizienten Strukturen zu verbrennen.

Der Mandant ist nicht König. Er ist ein Zuschauer, der mit ansieht, wie sich interne Machtspiele abspielen – und sich irgendwann entscheidet, sein Ticket bei einer anderen Show zu lösen.

Das tödliche Gift der Selbstzufriedenheit

Jede Kanzlei hat sie: Die Partner, die noch von den Erfolgen der 90er leben. Die glauben, dass Mandantenloyalität ewig währt. Dass ihre Marktstellung unantastbar ist. Dass die Konkurrenz aus dem Ausland, von Boutiquen, von Legal Tech nur ein vorübergehender Trend ist.

Es gibt nur eine Wahrheit:

Die Kanzlei, die sich auf ihren Lorbeeren ausruht, wird sie bald als Grabbeigabe erhalten.

Fazit: Die Wahl zwischen Evolution und Erosion

Es gibt zwei Arten von Kanzleien:

  1. Diejenigen, die ihre Struktur mutig anpassen, Management ernst nehmen und Führung als das begreifen, was es ist – ein Spiel der Macht.
  2. Und diejenigen, die ihre Partner mit internen Titeln und leeren Strategiepapiere abspeisen, bis der letzte gute Mandant gegangen ist.
    Die Zukunft gehört nicht denjenigen, die am längsten Traditionen bewahren. Sie gehört denjenigen, die bereit sind, sie zu brechen.

Die Frage ist: In welcher Kanzlei arbeiten Sie?

Natascha Rausch

50 % aller Lateral Partner Hires scheitern. M&BD bleibt unter Wert. Weil Strategie, Auswahl, Integration und Strukturen nicht zusammenspielen. Ich mache aus teuren Experimenten profitable Erfolge.

Meine Themen: #Kanzleimanagement, #LateralHiring, #LateralSuccess, #M&BD